Der Duft des Seils strömt in meine Nase, du fährst sachte und ganz leicht mit dem geschlossenen Seil über meine Lippen, es kitzelt, es lockt, es verspricht mir etwas.
Ich wage es nicht mich zu bewegen, ich atme flach, wie aus Angst ich könnte das Seil und die Hände die es halten vertreiben, mein einziger Gedanke ist "bleib, mach weiter, ich gehöre dir und deinem Seil"
Dabei fühle ich deinen Atem in meinem Nacken, meine Augen sind geschlossen aber ich kann dein Lächeln spüren. Du lächelst weil du mich kennst, weil du weißt was in mir vor geht, du lässt mich noch ein bisschen schnuppern, warten, hoffen, freuen...
Leicht, ganz leicht berührt mich das Seil. Ich begrüße es wie einen lange vermissten Freund, ich lächle, atme tief ein, werde ganz weit und ruhig, freue mich auf unsere Begegnung, auf unser Fest der Sinne, auf das was du und ich erleben und fühlen dürfen.
Du ziehst mit einem festen Ruck das Seil auf, hälst es dabei an meine Schulter, es schlägt beim Aufziehen mehrfach auf mein Schulterblatt, aaaaahhhh, schön! Ich atme scharf die Luft ein, Gänsehaut vor Freude und voller prickelnder Erwartung
Ruhe, abtauchen, die erste Lage wird sachte aber beharrlich um meinen Körper gelegt, der erste Knoten: ich spüre wie das Seil durch die Schlaufe läuft, die erste Lage vibriert dabei, ich vibriere mit, fühle jede Faser des Seils, höre das leise Geräusch das dabei entsteht, ich möchte mit surren, ich atme tief und genieße. Es ist erst der Anfang, ich will mehr, ich kriege mehr, ich weiß es.
Ich bin ganz auf dich und das Seil konzentriert, ich fange schon an abzutauchen, da zwingst du mich dich anzusehen. Ich will nicht, ich will tiefer eintauchen, ich will nicht zurück. Du forderst nochmal mit Nachdruck dass ich dich ansehe, ich rudere mühselig an die Oberfläche, öffne die Augen, bin aber eigentlich nicht wirklich da, du siehst es, lächelst zufrieden weil du weißt wo ich wirklich bin, du weißt genau wo du mich hin bringst mit deinem Seil und erlaubst mir dahin zurück zu sinken.
Ich spüre deine Hände, ich spüre dein Ich, ich tauche in dir ab, tiefer und tiefer.
Bin im Spüren, Fühlen und Sein und doch bin ich nicht da. Ich spüre die Seile, Lage um Lage umschlingen meinen Körper, Knoten werden geflochten, es wird enger und enger.
Ich gehöre dir, ich entscheide nicht mehr über meinen Körper, ich lege mich in deine Hände und deine Seile, lasse mich treiben und fallen, grob und sanft, schnell und langsam, du bist Engel und Teufel zugleich.
Unser Atem geht im gleichen Takt, bis du ihn mir nimmst, ...ich atme nicht.
Ich tauche noch tiefer, eng und stramm gehalten von den Seilen, von dir und der Gewissheit dass du weißt, wann die Tiefe mich verschlingen würde.
Jetzt!
Ich atme tief, komme aus den tiefen Tiefen wieder ein Stückchen zurück, dein fester Griff und die Seile empfangen mich. Ich lächle, atme tief, alles gut, ich bin zurück.
Ich fühle die Seile, sie halten mich fest, sitzen stramm, ich bin in der Position die du für uns gewählt hast, du bist mir so nah, du berührst mein Ich und ich begrüße dein Ich, zusammen genießen wir diesen Moment der so besonders ist.
Ich muss nichts, ich bin.
Ich bin gefesselt, ich bin frei.
Ich fühle mich, ich bin nicht da.
Ich denke nicht, endlich Ruhe.
Ich fliege, du machst mir Flügel aus Seil.
Ganz langsam fängst du an die Seile zu lösen, du streichelst mich hier und da, lässt mich deine Nähe spüren und bist schon auf dem Weg weg von mir. Und doch nimmst du dir die Zeit und ziehst mal hier und da wieder ein Seil erst einmal fest zu. Es lässt mich nochmal, einen kurzen intensiven Moment, in unsere Fesselblase fallen nur um dann noch weiter aufzutauchen als zuvor. Du löst die Seile weiter, entfernst dich weiter...
Bleib!
Lass das Seil da!
Ich will nicht zurück!
Nein!
Der Druck und die Enge der Seile lassen nach, ich gleite langsam zurück an die Oberfläche, Du willst es so und so muss es ja sein.
Wiederwillig tauche ich auf, fühle mich nicht mehr gehalten und frei, fliege nicht mehr, muss landen...
Tränen rollen über mein Gesicht, ich schaue dir in die Augen und bin so dankbar für das was du mir schenkst.
Wir liegen uns in den Armen und helfen uns damit gegenseitig beim Weg zurück.
Ich danke dir!!